Grundlagen zu begleitendem digitalem Vertrieb

Inhaltsverzeichnis

Immer mehr Kaufentscheidungen werden digital vorbereitet, aber nicht digital abgeschlossen. Unternehmen investieren in Websites, SEO und Content, aber der Vertrieb bleibt außen vor, oder kommt zu spät ins Spiel. Die Folge: Potenzielle Kunden sind informiert, aber nicht überzeugt. Genau hier setzt begleitender digitaler Vertrieb an.


Was ist begleitender digitaler Vertrieb?

Begleitender digitaler Vertrieb beschreibt einen Ansatz, bei dem digitale Inhalte und vertriebliche Aktivitäten so miteinander verzahnt werden, dass Käufer entlang ihrer digitalen Entscheidungsreise kontinuierlich unterstützt und befähigt werden. Es geht nicht darum, Vertrieb durch digitale Kanäle zu ersetzen, sondern ihn wirkungsvoll zu ergänzen.

Im Zentrum steht die Idee, dass digitale Inhalte, Tools und Touchpoints nicht unabhängig vom Vertrieb wirken, sondern ihn gezielt flankieren. Das bedeutet: Während Interessenten recherchieren, vergleichen und sich intern abstimmen, werden sie durch passende Inhalte, individuelle Anstöße und digitale Begleitung so unterstützt, dass eine fundierte und positive Kaufentscheidung möglich wird.

Zentrale Begriffe, die dazugehören:

  1. Buyer Journey: Die digitale Entscheidungsreise von potenziellen Kunden, die es strategisch zu begleiten gilt
  2. Enablement-Content: Inhalte, die konkrete Fragen, Einwände oder Informationsbedürfnisse in der jeweiligen Phase der Buyer Journey adressieren
  3. Touchpoint-Orchestrierung: Die bewusste Abstimmung von Inhalten, Kanälen und Vertriebskontaktpunkten

Abgrenzung zu ähnlichen Konzepten:

Begleitender digitaler Vertrieb ist kein automatisierter Funnel, kein Self-Service-Portal und auch kein reines Inbound-Schema. Er unterscheidet sich dadurch, dass die Beziehungsebene und die vertriebliche Gesprächsführung bewusst mitgedacht und integriert werden.


Warum gewinnt begleitender digitaler Vertrieb an Bedeutung?

In komplexen B2B-Kaufentscheidungen hat sich das Verhalten von Käufer:innen grundlegend verändert. Sie wollen nicht mehr sofort mit einem Vertrieb sprechen, sondern sich zuerst selbst informieren. Gleichzeitig nehmen die Entscheidungskomplexität und die Zahl der beteiligten Personen im Buying Center zu.

Relevante Entwicklungen, die den Bedarf verstärken:

  1. Digitale Recherche dominiert den Beginn der Buyer Journey
  2. Kaufentscheidungen ziehen sich länger und sind stärker intern getrieben
  3. Unternehmen verlieren wertvolle Leads, weil der Vertrieb nicht in die digitale Phase eingebunden ist

Was begleitender digitaler Vertrieb hier leistet:

  1. Er ermöglicht es, auch in der digitalen Phase vertrieblich präsent zu sein, ohne direkt zu verkaufen
  2. Er bringt Struktur und Relevanz in die Informationsflut und hilft, Entscheidungsprozesse zu fokussieren
  3. Er verkürzt Verkaufszyklen, weil Fragen, Einwände und Unsicherheiten frühzeitig adressiert werden

Für Unternehmen bedeutet das: Wer Vertrieb und digitale Kommunikation isoliert betrachtet, riskiert, aus dem Entscheidungsprozess ausgeschlossen zu werden. Wer sie hingegen verbindet, gewinnt Vertrauen, Relevanz und Abschlusswahrscheinlichkeit.


Wer profitiert vom begleitenden digitalen Vertrieb?

1. Die Geschäftsführung

Sie profitiert durch bessere Abschlussquoten, planbarere Verkaufszyklen und eine effizientere Verzahnung von Marketing- und Vertriebsressourcen. Strategisch stärkt das den digitalen Vertrieb als Wachstumssäule.

2. Das Marketing

Marketingverantwortliche erhalten durch begleitenden digitalen Vertrieb eine neue Rolle. Ihre Inhalte sind nicht nur zur Sichtbarkeit da, sondern wirken konkret vertriebsunterstützend. Das steigert die Wirkung und den Einfluss des Marketings im Unternehmen.

3. Der Vertrieb

Der Vertrieb kann sich auf vorbereitete, informierte Leads konzentrieren und schneller in relevante Gespräche einsteigen. Gleichzeitig bleibt er auch in der digitalen Phase präsent und beeinflusst den Entscheidungsprozess subtil mit.

4. Der Käufer

Käufer:innen erleben eine stimmige, verständliche und hilfreiche Entscheidungsbegleitung. Sie fühlen sich ernst genommen, nicht bedrängt, und kommen schneller zu einer fundierten Entscheidung.


Welche Voraussetzungen braucht begleitender digitaler Vertrieb?

Damit begleitender digitaler Vertrieb funktioniert, braucht es mehr als digitale Kanäle und ein CRM. Entscheidend ist das Zusammenspiel von Haltung, Organisation und Systematik.

Wichtige Voraussetzungen:

  1. Eine strukturierte Buyer Journey, entlang der Inhalte, Kontaktpunkte und vertriebliche Impulse geplant sind
  2. Enge Zusammenarbeit zwischen Marketing und Vertrieb, idealerweise in einem gemeinsamen Prozessrahmen
  3. Ein Wissen über die tatsächlichen Entscheidungsfragen der Käufer:innen, um Inhalte präzise auszurichten
  4. Technische Grundlagen wie Website, Tracking, CRM, E-Mail-Automation oder Learning Center, die miteinander verbunden sind

Kulturell braucht es Offenheit für neue Rollenverteilungen und ein gemeinsames Verständnis davon, dass Vertrieb nicht erst im Gespräch beginnt, sondern schon digital begleitet werden muss.


Wie zeigt sich begleitender digitaler Vertrieb in der Praxis?

Beispiel aus der Praxis:

Ein Unternehmen aus dem Maschinenbau bietet individuelle Automatisierungslösungen an. Die Website liefert zunächst grundlegende Informationen, verweist dann auf ein Learning Center mit branchenspezifischen Anwendungsfällen. Während der Interessent sich durch die Inhalte klickt, erhält der Vertrieb automatisiert einen Hinweis über den Informationsstand. Statt direkt zu verkaufen, bietet der Vertriebsmitarbeiter nach einer gewissen Zeit gezielt ein Gespräch an, abgestimmt auf die Phase der Buyer Journey.

Typische Fehler oder Missverständnisse:

  1. Vertriebsinhalte werden einfach in PDFs oder E-Mails gepackt, aber nicht sinnvoll in die digitale Journey eingebettet
  2. Der Vertrieb wartet ab, bis ein Lead sich meldet, statt digitale Signale aktiv zu nutzen
  3. Marketing erstellt Inhalte ohne Abstimmung mit Vertrieb, wodurch wichtige Fragen der Kunden unbeantwortet bleiben

Begleitender digitaler Vertrieb lebt vom Zusammenspiel. Er funktioniert nicht durch Technik allein, sondern durch abgestimmtes Handeln.


Fazit: Vertrieb denkt digital, aber begleitet

Begleitender digitaler Vertrieb verbindet digitale Sichtbarkeit mit vertrieblicher Relevanz. Er sorgt dafür, dass Interessenten entlang ihrer digitalen Reise nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern genau dann die richtigen Impulse bekommen, wenn sie gebraucht werden. Unternehmen, die diesen Ansatz verstehen und umsetzen, gewinnen nicht nur Leads, sondern Vertrauen und letztlich mehr Abschlüsse.

Von der Theorie in die Umsetzung

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