Buyer Journey verstehen – Kunden gezielt zum Abschluss führen

Inhaltsverzeichnis

Kaufentscheidungen beginnen lange, bevor ein konkretes Produkt in Betracht gezogen wird. Potenzielle Kunden entwickeln ein Bedürfnis, informieren sich selbstständig, vergleichen Möglichkeiten und holen sich Meinungen ein, oft ohne dass Unternehmen davon wissen. Dieser Prozess verläuft selten linear und ist geprägt vom individuellen Informationsstand, der Rolle im Unternehmen und dem jeweiligen Kontext. Um potenzielle Käufer wirksam zu erreichen, müssen Unternehmen verstehen, wie dieser Weg zur Entscheidung verläuft und wie sie ihn sinnvoll begleiten können. Genau an diesem Punkt setzt das Konzept der Buyer Journey an.

Was ist die Buyer Journey?

Die Buyer Journey beschreibt den Entscheidungsweg, den ein potenzieller Kunde vom ersten unbewussten Bedürfnis bis zur konkreten Kaufentscheidung durchläuft. Sie macht sichtbar, welche Fragen, Hürden und Informationsbedarfe Kunden in jeder Phase haben und wie Unternehmen darauf eingehen können.

Dabei ist sie klar von der Customer Journey abzugrenzen. Während die Customer Journey den gesamten Kundenlebenszyklus abbildet, also auch Themen wie Onboarding, Nutzung und Loyalität umfasst, konzentriert sich die Buyer Journey ausschließlich auf den Kaufprozess. Es geht darum, zu verstehen, wie Interessenten zu Käufern werden und was sie unterwegs wirklich bewegt.

Die fünf Phasen der Buyer Journey:

  1. Unbewusst: Der Kunde hat ein Problem oder einen Bedarf, ist sich dessen aber noch nicht bewusst.
  2. Problembewusst: Der Kunde erkennt sein Problem und beginnt, es genauer zu verstehen.
  3. Lösungsbewusst: Der Kunde sucht aktiv nach Lösungen und informiert sich über verschiedene Optionen.
  4. Produktbewusst: Der Kunde vergleicht konkrete Produkte oder Anbieter, die eine Lösung bieten.
  5. Detailbewusst: Der Kunde prüft die Details der in Frage kommenden Angebote und trifft eine Kaufentscheidung.

Wichtig ist: Die Buyer Journey ist immer buyer-spezifisch. Jede Buyer Persona, ob Geschäftsführung, Marketingverantwortliche oder Vertriebsleiter, hat ihre eigene Journey mit individuellen Fragen, Prioritäten und Entscheidungswegen. In B2B-Prozessen bedeutet das oft: mehrere Buyer Journeys, die gleichzeitig durchlaufen werden, im Zusammenspiel eines Buying Centers.

Warum die Buyer Journey heute entscheidend ist

Kunden verfügen heute über mehr Informationen, mehr Auswahl und mehr Entscheidungsmacht als je zuvor. Es reicht längst nicht mehr aus, einfach ein gutes Produkt anzubieten. Entscheidend ist, wie gut ein Unternehmen den Weg zur Entscheidung versteht und begleitet.

Die Buyer Journey liefert dafür den strategischen Rahmen. Sie zeigt, welche Inhalte und Impulse in welcher Phase relevant sind und macht es möglich, Kaufentscheidungen gezielt zu unterstützen. Wer die Logik hinter der Entscheidungsreise versteht, kann Sichtbarkeit, Vertrauen und Relevanz deutlich wirksamer aufbauen.

Gerade im B2B-Umfeld, in dem mehrere Personen an der Entscheidung beteiligt sind, wird eine gut durchdachte Buyer Journey zum zentralen Hebel. Sie hilft Unternehmen:

  1. Inhalte passgenau bereitzustellen
  2. den Entscheidungsprozess gezielt zu begleiten
  3. und eine konsistente Customer Experience zu gestalten

Wer profitiert vom Einsatz der Buyer Journey?

1. Geschäftsführung:

Die Buyer Journey schafft strategische Klarheit darüber, wie Kaufentscheidungen tatsächlich ablaufen. Sie ermöglicht es, Maßnahmen in Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung besser zu bewerten und gezielter auf Wachstum und Kundenzentrierung auszurichten.

2. Marketing:

Marketingteams wissen genau, welche Inhalte in welcher Phase benötigt werden. Das führt zu gezielteren Kampagnen, besserer Ansprache und höherer Relevanz bei der Zielgruppe. Zudem ermöglicht das Verständnis der Buyer Journey eine präzisere Themenplanung und strategischere Content-Aussteuerung.

3. Vertrieb:

Der Vertrieb versteht, wo sich der potenzielle Kunde im Entscheidungsprozess befindet und kann ihn gezielt weiterführen. Das macht Verkaufsgespräche relevanter und steigert die Abschlusswahrscheinlichkeit. Gleichzeitig entsteht ein klareres Bild, wann und wie der Vertrieb wirksam eingreifen sollte.

4. Produktmanagement:

Die Buyer Journey zeigt, welche Produktmerkmale für Kunden in welcher Phase relevant sind. So lässt sich das Produktportfolio besser an echten Marktbedürfnissen ausrichten, nicht nur in Bezug auf Funktionen, sondern auch auf Argumentation und Nutzererwartung.

5. Kunden:

Kunden erleben eine Ansprache, die auf ihre Situation abgestimmt ist. Sie finden genau die Informationen, die sie weiterbringen, was Vertrauen schafft und Unsicherheit reduziert. Ein konsequentes "Journey-Denken" sorgt für Orientierung und Entscheidungssicherheit auf dem gesamten Weg.

Was braucht es für eine wirksame Buyer Journey?

1. Klares Zielgruppenverständnis

Eine wirksame Buyer Journey basiert auf einem fundierten Verständnis darüber, wie Zielkunden denken, welche Fragen sie stellen und worauf sie ihre Entscheidungen stützen. Nur so lassen sich Inhalte, Formate und Vertriebsansprachen sinnvoll aufbauen.

2. Passende Inhalte für jede Phase

Jede Phase der Buyer Journey erfordert spezifische Informationen. Inhalte sollten sich an den konkreten Fragen der Käufer orientieren, nicht an internen Botschaften. Relevanz entsteht, wenn Informationsbedürfnisse klar adressiert und Fortschritte gezielt unterstützt werden.

3. Abgestimmte Zusammenarbeit

Marketing, Vertrieb und Produktmanagement müssen entlang einer einheitlichen Buyer Journey agieren. Eine wirksame Entscheidungsbegleitung entsteht nur, wenn Inhalte, Prozesse und Zeitpunkte aufeinander abgestimmt sind.

Praxisbeispiel und typische Fehler

Beispiel für eine Buyer Journey

Buyer Persona: Vertriebsverantwortlicher in einem mittelständischen B2B-Unternehmen

  1. Unbewusst: Seine Vertriebsgespräche verlaufen zunehmend schleppend, doch er vermutet, dass die Nachfrage im Markt generell nachlässt.
  2. Problembewusst: Er erkennt, dass viele Leads unvorbereitet sind und es an strukturierten Entscheidungshilfen im Vorfeld fehlt.
  3. Lösungsbewusst: Er recherchiert nach Möglichkeiten, wie sich potenzielle Kunden besser qualifizieren und vor dem Erstkontakt aufklären lassen.
  4. Produktbewusst: Er vergleicht Anbieter, die strukturierte Käuferreisen und Buyer Enablement-Ansätze unterstützen.
  5. Detailbewusst: Er entscheidet sich für eine Lösung, mit der er Inhalte entlang der Buyer Journey bereitstellen und den Vertrieb gezielt entlasten kann.

Typische Fehler:

  1. Die Buyer Journey ist zu allgemein und verliert dadurch an Aussagekraft.
  2. Inhalte sind nicht auf die jeweilige Phase abgestimmt und verfehlen ihre Wirkung.
  3. Der Vertrieb ist nicht eingebunden und greift potenzielle Kunden an der falschen Stelle ab.
  4. Unterschiedliche Buyer Personas werden nicht berücksichtigt, obwohl sie unterschiedliche Journeys haben.

Fazit

Die Buyer Journey ist ein zentrales Werkzeug, um Kaufentscheidungen besser zu verstehen und gezielt zu beeinflussen. Sie beschreibt, welche Informationen, Inhalte und Impulse Käufer in den einzelnen Phasen wirklich brauchen, abhängig von ihrer Rolle, ihrem Kontext und ihrem Informationsstand.

Unternehmen, die ihre Buyer Journey konsequent analysieren, strukturieren und sichtbar umsetzen, schaffen mehr Relevanz, stärken das Vertrauen und erhöhen die Abschlusswahrscheinlichkeit. Sie denken nicht mehr vom Produkt aus, sondern aus Sicht des Käufers und machen genau das zur Stärke im Wettbewerb.

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